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Der aktuelle Global Tipping Points Report bringt unbequeme Nachrichten: Unser Planet hat seinen ersten Klimakipppunkt überschritten. Forschende warnen vor möglichen Kettenreaktionen, die jetzt folgen können. Doch noch können wir das Ruder herumreißen.

 

13. Oktober 2025 | Evke Bakker

 

Wer sich zu weit mit dem Stuhl nach hinten lehnt, erreicht früher oder später einen Kipppunkt – einen Punkt an dem es kein Zurück mehr gibt, sondern nur noch den Fall nach hinten. Auch das Erdsystem hat solche Kipppunkte. Dazu gehören etwa das Schmelzen von Permafrostböden und das Schwinden von Gletschern. Durch die globale Erwärmung rücken wir immer näher auf diese Kippunkte zu – und riskieren dadurch tiefgreifende Veränderungen für das Leben auf der Erde.  

Mit dem Absterben der Warmwasser-Korallenriffe hat die Erde nun den ersten Klimakipppunkt erreicht – das stellten 160 Wissenschaftler*innen aus insgesamt 87 Institutionen und 23 Ländern in dem gestern veröffentlichten Global Tipping Points Report fest. Die aktuelle Erderwärmung von circa 1,4 Grad Celsius ist mehr, als die Korallen verkraften können. Damit erreiche die Welt laut Bericht eine „neue Realität“. Die 2015 gesetzte 1,5° Celsius-Grenze werde schon bald überschritten. 

Seit der Industrialisierung kommt es an immer mehr Orten und immer schneller zum Absterben der Korallenriffe. Erst im Frühjahr dieses Jahres stellten Forschende fest, dass 84 Prozent der weltweiten Korallenriffe von der bisher stärksten Korallenbleiche betroffen sind. Das Korallensterben zieht weitere Konsequenzen nach sich: Zahllose Arten verlieren ihren Lebensraum und marine Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht. 

Auch Teile der grönländischen und westantarktischen Eisschilder könnten laut des Berichts ihren Kipppunkt schon erreicht haben. Einer der führenden Wissenschaftler im Bereich Klimakipppunkte und Co-Autor des veröffentlichten Berichts, Tim Lenton, betonte gegenüber der britischen Zeitung The Guardian, die Erde bewege sich nun in einer „Gefahrenzone“. Das Risiko, weitere Kipppunkte zu erreichen, könne eskalieren. 

 

Was sind Klimakipppunkte?

Kipppunkte, auch Kippelemente genannt, beschreiben Schwellenwerte, bei deren Überschreitung es zu unvorhersehbaren, unumkehrbaren und unkontrollierbaren Veränderungen im sowohl lokalen als auch globalen Klimasystem kommt. Das Überschreiten eines einzigen Kipppunkts kann weitere Kipppunkte anstoßen. Die Folgen des Klimawandels können sich als Konsequenz exponentiell beschleunigen. 

Zu den wichtigsten Kern-Kipppunkten, deren Überschreitung zu unwiderruflichen Änderungen auf einer globalen Ebene führen würden, gehören neben dem Sterben der Korallenriffe die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes, das Abschmelzen des grönländischen und des westantarktischen Eisschildes sowie der Kollaps der Meereszirkulation im Labrador und Irminger-Meer. 

Der Amazonas-Regenwald als Kipppunkt

Das Überschreiten des ersten Kippelements ist auch für den Amazonas-Tropenwald ein Warnschuss. Denn durch den Verlust dieses gigantischen Waldgebiets bewegen wir uns auf einen weiteren Kipppunkt zu – und zwar schneller, als bislang angenommen. Die Folgen des Klimawandels sowie Entwaldung bringen die gesamte Amazonas-Region samt ihrer lebenswichtigen Kreisläufe ins Wanken. Der Kollaps dieses wertvollen Ökosystems hätte fatale Folgen für das weltweite Klima – und könnte möglicherweise andere Kipppunkte auslösen. 

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Die Überschreitung des ersten Kippelements macht uns zu Zeug*innen einer planetaren Zeitenwende. Von nun an bewegen wir uns buchstäblich auf dünnem Eis. Was wir jetzt brauchen, ist ein Paradigmenwechsel in der internationalen Klimapolitik – keine weiteren Aufschiebungen, keine Ausreden. Auf der kommenden COP30 müssen wir eine 180-Grad-Wende vollziehen.

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Martina Schaub

UN-Weltklimakonferenz im November: Ein Moment für echte Veränderung?

Gerade mit Blick auf die im November in Belém, Brasilien, stattfindende 30. Weltklimakonferenz (COP30) entstehen durch die neuen Erkenntnisse aus dem Global Tipping Points Report dringend benötigte Impulse für wirksame Veränderungen im Klima- und Tropenwaldschutz. Die COP30 muss zu einem historischen Wendepunkt werden, an dem die Staatengemeinschaft einen neuen Kurs einschlagen kann. 

Der Global Tipping Point Report macht Hoffnung, dass dieser Kurswechsel tatsächlich noch gelingen kann: Die Forschenden sprechen in dem Bericht von „positiven Kipppunkten“ in Politik und Zivilgesellschaft, die den Klimakipppunkten entgegenwirken können – so zum Beispiel der Aufschwung von erneuerbaren Energien und Elektromobilität. Ob die internationale Politik nun die relevanten Hebel für eine gerechte und nachhaltige Zukunft in Bewegung setzen wird, wird sich in Belém zeigen. 

Ihr Pressekontakt

Martina Schaub
Vorständin
+49 228 24290-15
mschaub[at]oroverde[dot]de

Bildnachweis: F. Ungaro - Pexels (Titelbild). 

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