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Kakao kommt aus dem Regenwald und wird zu einem großen Teil durch Kleinbauern produziert, die meistens nicht angemessen für ihre harte Arbeit bezahlt werden. In Deutschland ist der Anteil von Schokolade aus fairem Handel im Vergleich zu dem von konventioneller Schokolade immer noch sehr gering. Trotzdem ist Schokolade eines der absatzstärksten fair gehandelten Produkte in Deutschland.

Das wichtigste auf einen Blick

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1.

Zwei Drittel der Kakao anbauenden Familien in Westafrika leben unter der Armutsgrenze von 3,95 US-Dollar pro Person am Tag.

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2.

Der Anteil zertifizierter Kakaos in den in Deutschland verkauften kakaohaltigen Endprodukten ist von 3% auf 79% im Jahr 2021 gestiegen.

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3.

Siegel des Fairen Handels und Siegel, die auf biologischen Kriterien beruhen, sind nicht gleichzusetzen. Wer also biologisch und fair angebauten Kakao genießen möchte, braucht meist zwei Siegel, die sich ergänzen.

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4.

Deutschland gehört weltweit zu den Ländern mit dem höchsten Konsum an Kakaoprodukten. Jeder und jede Deutsche hat einen Verbrauch von ca. 2,7kg im Jahr, Stand 2021/22. 

Was bedeutet fairer Handel?

Die internationale Dachorganisation des Fairen Handels, World Fair Trade Organization (WTFO), definiert fairen Handel oder Fair Trade als „eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt“. Dabei sollen bessere Handelsbedingungen geschaffen werden. Fairer Handel leistet also einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung durch die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzent*innen und Arbeiter*innen. Fair-Handels-Organisationen engagieren sich gemeinsam mit Verbraucher*innen für die Unterstützung dieser Produzent*innen. Sie sorgen aber auch durch Kampagnenarbeit für eine Bewusstseinsbildung bei Verbraucher*innen. Damit soll die Praxis des konventionellen Welthandels geändert werden. Damit das gelingt, halten sich alle Fair-Handels-Organisationen an folgende Mindestkriterien des Fairen Handels:

  • Zahlung eines Mindestpreises für das Produkt. Bei höheren Weltmarktpreisen wird der höhere Preis gezahlt,
  • Zahlung einer Prämie, die in lokale Projekte investiert wird (z. B. Bau einer Schule, Krankenstation, Anschaffung eines LKW zum Transport der Waren etc.),
  • Einhaltung der internationalen Arbeitsrechte und -standards nach ILO (International Labour Organization für Arbeitszeit, Sicherheit, Löhne, keine ausbeuterische Kinderarbeit etc.),
  • direkter Handel mit Produzent*innen ohne Zwischenhändler*innen,
  • teilweise Vorfinanzierung der Ernte und
  • langfristige Handelsbeziehungen.

Warum Kakao und Schokolade aus fairem Handel kaufen?

Als Verbraucher haben wir mehr Macht, als es uns manchmal bewusst ist. Die Übersicht einer Handelskette bei Kakao aus afrikanischen Ländern (z.B. der Elfenbeinküste) zeigt deutlich den Einfluss von großen Konzernen auf die produzierenden Kleinbauern. Es gibt viele strukturelle Ursachen des unfairen Handels. Am Beispiel Kakao ist die Verteilung der Machtstrukturen auf dem Weltmarkt deutlich zu erkennen.

Ungleiche Gewinnverteilung bei Kakao

Entwicklungsländer sind auf den Verkauf ihrer Rohstoffe an Industrieländer bzw. Verarbeitungsstätten des Kakaos angewiesen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen sie den Rohkakao an die Industrieländer zu niedrigen Preisen verkaufen. Der Rohstoff Kakao wird anschließend in den Industrieländern verarbeitet und die hergestellten kakaohaltigen Produkte zu viel höheren Preisen verkauft. Die Hauptverdiener dabei sind die Schokoladenhersteller und der Einzelhandel. Häufig verdienen selbst die Zwischenhändler mehr als die Kleinbauern, die die meiste Arbeit mit dem Anbau des Produkts haben. Und dabei produzieren 5,5, Mio. Kleinbauern rund 95 Prozent des weltweit angebauten Kakaos. Sie sind sehr vom Kakaoanbau abhängig, da dieser oft ihre einzige Einkommensquelle ist. Die stark schwankenden und im Vergleich zu den 1980er-Jahren sehr niedrigen Preise machen es ihnen schwer, ausschließlich vom Kakaoanbau zu leben. Es fehlt an finanziellen Mitteln, die benötigten Arbeitskräfte angemessen zu bezahlen und in den dauerhaften Erhalt und die Erneuerung ihrer Anbauflächen zu investieren. Der inflationsbereinigte Weltmarktpreis hat sich von 1980/81 bis 2017 fast gedrittelt.

Wenige Monopolisten bestimmen den Markt

Ein weiteres Problem ist die Monopolstellung einiger weniger Großunternehmen. Etwa 80 Prozent des weltweiten Kakaohandels wird durch sie kontrolliert. Somit sind weltweit rund 5,5 Millionen Kakaobauern von nur wenigen Großunternehmen abhängig. Zudem unterliegt der Weltmarktpreis für Kakao an der Börse starken Schwankungen. Die Handelsketten sind oft undurchsichtig. Zollbeschränkungen der Industrieländer verhindern beziehungsweise erschweren oft eine Entwicklung einer eigenen Schokoladenindustrie in den Anbauländern. So sind die Einfuhrzölle, die beim Import von Kakao und kakaohaltigen Produkten nach Europa erhoben werden, vom Verarbeitungszustand des Kakaos abhängig. Der Import von unverarbeitetem Kakao unterliegt oft keinen Zollbestimmungen. 

 

Kakao und Kinderarbeit

Kinderarbeit im Kakaosektor ist weit verbreitet! Insbesondere um das Jahr 2000 herum, als der Preis für Kakao auf dem Tiefststand war, hat sich die Häufigkeit von Kinderarbeit in den westafrikanischen Kakaoanbaugebieten sehr erhöht. Die Bauern waren schlicht nicht in der Lage, erwachsene Arbeitskräfte zu bezahlen. Doch nicht nur in Ghana und an der Elfenbeinküste, sondern auch in Indonesien, Nigeria, Kamerun, Brasilien und Ecuador – allen der topproduzierenden Kakaoregionen – konnte Kinderarbeit auf Kakaoplantagen nachgewiesen werden. Um dies und die die dazu führenden sozialen Probleme wie etwa Armut, Ausbeutung und ungleiche Machtverteilungen in den Griff zu bekommen, empfehlen wir von OroVerde, Kakaoprodukte aus fairem Handel zu kaufen.

All das fördert die weitere Zerstörung der Regenwälder: In der Vergangenheit wurde für die Schaffung von Kakaoanbauflächen viel Regenwald abgeholzt. Dies gilt es in Zukunft zu stoppen! Damit sind auch Bio-Siegel, die auf die ökologische Verträglichkeit des Kakaoanbaus achten, wichtige Hilfen für den Weiterbestand der tropischen Regenwälder. 

Warum gibt es Siegel für Fair-Trade-Produkte?

Die Siegel oder Zeichen für Fairer Handel dienen der Kennzeichnung von Produkten, um vom Verbraucher erkannt zu werden. Sie sollen ihn bei seiner Kaufentscheidung unterstützen. Ein wesentliches Problem dabei ist jedoch, dass „fair“ kein rechtlich geschützter Begriff ist und somit unterschiedlich ausgelegt werden kann. Nicht jedes Siegel hält daher auch, was es verspricht. Es kommt also darauf an, welche Standards oder Kriterien mit einem solchen Siegel verbunden sind und ob die Einhaltung dieser Standards von unabhängigen Dritten kontrolliert wird. Im Folgenden erklären wir von OroVerde welche Fair-Handels-Siegel empfehlenswert sind und warum.

Worin unterscheiden sich die Siegel?

Rund um Kakao und Schokolade ist es nicht so leicht den Überblick zu behalten. Um soziale und ökologische Auswirkungen zu berücksichtigen, gilt es sowohl auf Siegel für faires Handel als auch auf Bio-Siegel zu achten!

Siegel des Fairen Handels

  • ... verbieten ausbeuterische Kinderarbeit,
  • bieten den Kakaobauern faire Preise,
  • sichern langfristige Handelsbeziehungen und 
  • unterstützen soziale Projekte wie etwa den Bau von Schulen oder Wasserleitungen.

Bio-Siegel

  • ... achten auf Naturverträglichkeit,
  • schränken den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ein und
  • verzichten auf gentechnisch veränderte Pflanzen.

Aber auch innerhalb der „fairen“ Siegel gibt es große Unterschiede: Siegel, die ihre strengen Kriterien auf alle Bereiche ihrer Lieferkette ausweiten sind zu 100 Prozent fair gehandelt und beziehen sich auf keine konventionellen Produkte. Dabei handelt es sich dann um eine sogenannte integrierte Lieferkette. Die Siegel von Gepa, El Ceibo, El Puente, dwp oder Hand in Hand von Rapunzel zeichnen solche Produkte aus. Für Firmen, deren Handelsketten komplett den Kriterien des fairen Handels entsprechen gibt es die Dachorganisation WFTO. Alle Produkte dieser Anbieter sind demnach zu 100 Prozent fair – vom Rohstoff bis zum fertigen Endprodukt.

Es gibt aber auch Produkte, bei denen sich die Zertifizierung nur auf ein spezielles Produkt aus dem Sortiment bezieht. So kann das Unternehmen faire und nicht-faire Produkte führen. Hier wird die Produktion des Rohstoffs Kakao zertifiziert, jedoch nicht seine Weiterverarbeitung zur Schokolade etwa. Die Zertifizierung läuft bei diesen Produkten über einen Lizenzvertrag, sodass das Siegel durch eine unabhängige Organisation wie z.B. TransFair e.V. oder Naturland Fair vergeben wird.

Auf welche Siegel kann ich achten?

Bei den Bio-Siegeln gibt es schwache und starke Siegel: Demeter, Naturland und Bioland zeichnen sich z.B. durch strenge Kriterien aus. Anders verhält es ich beim bekannteren EU-Bio-Siegel beispielsweise in Bezug auf den Einsatz von Pestiziden. Deshalb ist es am besten, die Siegel des fairen Handels (z.B. Gepa, Naturland fair, Transfair) und strenge biologische Siegel zu kombinieren. 

Auch Siegel, die für Fairen Handel stehen, können ökologische Kriterien beinhalten. Dennoch konzentrieren sie sich in erster Linie auf soziale Standards. Es gibt mittlerweile auch Siegel, die beides miteinander vereinbaren.

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Das Erstellen der Verbrauchertipps zum Thema Kakao und Schokolade wird gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und ENGAGEMENT GLOBAL aus Mitteln des BMZ.

Sie haben Fragen? Wir helfen Ihnen gerne weiter!

OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Telefon: 0228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: ©FDN – M.E.Wickert (Titelbild) OroVerde (Mädchen und Junge mit Pflanze, 2 Grafiken), Michael Metz (Kakaobäuerin), BMZ (Siegel), Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW (Siegel)

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