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Rund 163 Liter trinkt jede*r Deutsche jährlich im Durchschnitt - Kaffee gilt als Muntermacher, Lebenselixier und leider als einer der Gründe für die Zerstörung der Tropenwälder. Doch es geht auch anders: Mit jeder Kaffeetasse ist es möglich, Regenwald zu schützen, statt ihn zu gefährden. Zum morgigen "Tag des Kaffees 2022" haben wir Ihnen spannende Hintergrundinfos zusammengestellt und verraten, worauf Sie achten sollten, damit Ihre Kaffeetasse einen positiven Beitrag leistet.

Bei einer Luftfeuchtigkeit von rund 85 Prozent stapfen wir vorbei an Bananen, Maniok, Ananaspflanzen und Orangenbäumen. Wir kämpfen uns regelrecht durch dichten Bewuchs und man könnte meinen dass wir durch dichten Primärregenwald in der Dominikanischen Republik laufen. Dabei ist unser Projektteam zu Gast bei Ramon Antonio Hernandez. Der Kaffeebauer ist Mitte 80 und führt uns in Gummistiefeln und Hut zu seinem ganzen Stolz: seine Kaffeesträucher in einem biodiversen Agroforstsystem, in dem neben Kaffee noch allerlei andere Pflanzen Platz finden. 

Rote Kirsche im Waldgarten

Ursprünglich wuchsen Kaffeesträucher unter verschiedenen Schattenbäumen heran. Heutzutage findet man diese Anbaumethoden seltener. Die Regel sind großflächige Monokulturen mit viel Pestizideinsatz im Kampf gegen Schädlinge wie den Kaffeebohrer. Experten rechnen zudem mit einer starken Verlagerung der Anbauflächen durch die Folgen der Klimakrise: Vor allem in niederen Lagen wird es zukünftig keine guten Bedingungen für den Kaffeeanbau mehr geben. Das könnte den Nutzungsdruck auf intakte Waldflächen an Hängen und höheren Lagen erhöhen. Dabei kann der meist gehandelte Agrarrohstoff der Welt auch anders wachsen: Ohne Pestizideinsatz mit vielen verschiedenen Pflanzen in einem Agroforstsystem auf Flächen von Kleinbauern-Familien. Das bringt den Menschen vor Ort ein nachhaltiges Einkommen und die Möglichkeit einer vielfältigen Ernährung durch Bananen, Avocados, Maniok oder Ananas. Am besten funktioniert das System, wenn Kleinbäuer*innen gut geschult sind - nicht nur im Anbau, sondern vor allem in der Weiterverarbeitung des Kaffees und sich zu Kooperativen zusammenschließen. Solche Strukturen helfen dabei, einen fairen Preis zu erzielen und einen ständigen Austausch zu ermöglichen, um sich weiterzubilden.
Als Fläche bieten biodiverse Agroforstsysteme gleichzeitig Rückzugsmöglichkeiten für viele verschiedene Tierarten, sind resistenter, was Schädlingsbefall und die Auswirkungen der Klimakrise angeht sowie weniger anfällig für Bodenerosion.

Kaffee-Kooperativen für exklusiven Kaffee

"Seit in meinem Agroforstsystem viele unterschiedliche Pflanzen wachsen, ernähren wir uns vielfältiger. In den Projektworkshops lerne ich viel darüber, wie ich meine Pflanzen besonders gut pflege. Mittlerweile kann ich mein Wissen sogar an andere Kleinbauern weitergeben.", sagt Hernandez und holt die ersten Kaffeekirschen vom Strauch. Er ist stolz auf das, was er geschafft hat und ist immer wieder motiviert bei Workshops dabei, berichten die Projektpartner Centro de la Naturaleza in der Dominikanischen Republik. Das Ziel ist es, qualitativ hochwertigen Kaffee zu produzieren, die Ernte möglichst selbst weiterzuverarbeiten und mit Kooperative-Zusammenschlüssen zu verwalten. Qualität spielt bei einer solchen Anbauweise eine enorme Rolle, da pro Hektar weniger Kaffeesträucher zu finden sind als bei Monokulturen. Daher liegt der Preis über dem des konventionell angebauten Rohkaffees. Doch er ist immer noch erschwinglich und aufgrund seiner hohen Qualität in "Specialty Coffee"-Kreisen schon bekannt.
Wie erkennen wir Verbraucher*innen hier in Deutschland nun, woher unser Kaffee stammt und wie er angebaut wird?