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Schokolade ist in unserem Alltag zu jeder Jahreszeit beliebt. Sie ist längst kein Luxusprodukt mehr, sondern zu einem Massenprodukt geworden. Der Rohstoff aus dem Schokolade hergestellt wird, stammt jedoch aus weit entfernten Tropenländern. Welche Folgen hat unser Kakao-Konsum für den Regenwald und die Menschen vor Ort?

7 zart-bittere Fakten zum Thema Kakao

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1.
Ursprünglich stammt Kakao aus Lateinamerika, doch heutzutage wird der meiste Kakao in Westafrika und Indonesien angebaut.
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2.
Kakaobohnen wurde in der Maya Kultur auch als Zahlungsmittel, in religiösen Ritualen sowie als Heilmittel gegen Fieber und Vergiftungen verwendet. 
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3.
Leider ist Kinderarbeit auf Kakaoplantagen auch heute noch weit verbreitet, den Kinder sind als Arbeitskräfte besonders billig.
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4.
Der Marktanteil von Fairtrade-Kakao liegt inzwischen bei etwa 16 % (81.900 Tonnen in 2020) und steigt über die letzten Jahre kontinuierlich an. 
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5.
Der Klimawandel ist eine Gefahr für die Kakaopflanze. Sie mag es gern feucht und schattig – durch den Klimawandel schrumpfen die wenigen geeigneten Anbauflächen noch weiter.
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6.
Konventioneller Kakaoanbau erfolgt in Monokulturen. Dafür wird der Tropenwald abgeholzt und heimische Tier- und Pflanzenarten verlieren ihren Lebensraum.  
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7.
Kakaoanbau in biodiversen Waldgärten kann den Tropenwald sogar schützen und ist eine nachhaltige Alternative für Mensch und Natur.

Wie und wo wächst Kakao?

Der Kakaobaum ist im tropischen Regenwald beheimatet und benötigt für sein Wachstum ein warmes und feuchtes Klima sowie einen schattigen Standort. Er wächst daher in der unteren Baumschicht des Regenwaldes, unterhalb von sogenannten Schattenpflanzen. Da der Kakaobaum nur unter sehr bestimmten klimatischen Bedingungen wachsen kann, sind weltweit nur wenige Flächen für den Kakaoanbau geeignet, die durch den Klimawandel immer weiter schrumpfen. Ursprünglich stammt Kakao aus Lateinamerika, doch heutzutage wird er meist in Westafrika (v.a. Elfenbeinküste und Ghana) und Indonesien angebaut.

Steckbrief: der Kakaobaum

Lateinischer Name: Theobroma cacao

Ursprung: Die Olmeken, die in Mittelamerika lebten, machten schon um 1500 v. Chr. von der Kakaofrucht Gebrauch und gaben ihr Wissen an die Maya weiter. Diese pflanzten Kakao nicht nur als Erstes an (um 600 v. Chr.), sondern nutzten die Kakaobohnen auch als Zahlungsmittel. Mit der Eroberung Amerikas durch die Spanier (16. Jh. n. Chr.) kam der Kakao dann auch nach Europa. Bis ins 18. Jh. war der Genuss von Kakaoprodukten allerdings nur den wohlhabenden Menschen vorbehalten. Ab Mitte des 19. Jh. begann dann ein regelrechter Boom der Schokoladenindustrie.

Verbreitung: Der Kakaobaum war ursprünglich vom Amazonasbecken bis nach Mittelamerika verbreitet. Heute wird Kakao überall in den Tropen angebaut, in denen die anspruchsvollen Anbaubedingungen erfüllt sind. Die höchsten Produktionsmengen stammen von der Elfenbeinküste und Ghana.

Die Frucht: 10-35 cm lange, 200-1000 g schwere, ledrig-holzige Früchte, die im unreifen Zustand grün sind und sich dann je nach Sorte gelb bis rotbraun färben. Bis zu sechs Monate braucht es, damit sich aus der Blüte eine reife Kakaofrucht entwickelt.

Die Bohnen: Diese liegen in fünf Reihen in einem weißlichen, süßsäuerlichen Fruchtfleisch (Pulpa). Bis zu 60 Bohnen können in einer Kakaoschote wachsen. Jede Bohne ist ca. 2-3 cm lang und 1 cm breit.

Ertrag: Im Durchschnitt 300 kg pro Hektar pro Jahr. In Intensivplantagen sogar bis zu 3 Tonnen.

Welche Anbaumethoden gibt es für Kakao?

Es gibt unterschiedliche Anbaumethoden von Kakao, die je nach Regionen und/oder Besitzverhältnissen variieren können. Drei Anbaumethoden sollen im Folgenden kurz beschrieben werden. Im Allgemeinen kann zwischen konventionellem und biologischem Anbau unterschieden werden. Die Kakaoernteerträge können dabei je nach Anbaumethode sehr unterschiedlich ausfallen. Der Kakaoertrag pro Hektar hängt aber generell nicht nur von der Anbaumethode ab, sondern auch von weiteren Faktoren, wie z. B. den Wettereinflüssen, der Kakaosorte, der Größe der Anbaufläche, dem Alter der Bäume, der Bodenbeschaffenheit u.v.m.

Anbau in Monokultur

Bei dieser Anbaumethode werden ausschließlich Kakaobäume angepflanzt. Die Bäume stehen sehr eng (bis zu 1.600 Bäume je Hektar (ha)  im Abstand von 2,5 x 2,5 m), müssen gut und ausgiebig gepflegt werden und der Einsatz von Pestiziden und Dünger ist notwendig.

Der Kakaoanbau in Monokulturen erfolgt meistens auf großen Plantagen, die bis zu 430 ha groß sein können. Diese Großplantagen findet man hauptsächlich in Malaysia und Indonesien. Aber auch in Brasilien, Trinidad und Ecuador gibt es Kakaoanbau in Monokulturen. Da die Bäume auf den Kakaoplantagen sehr dicht beieinanderstehen, können sich Schädlinge und Krankheiten schnell ausbreiten. Kakao in Monokulturen benötigt daher eine intensive Pflege mit Pestiziden, aber auch mit Mineraldüngern. Die Düngung ist deshalb notwendig, weil der Boden sehr einseitig belastet wird und dadurch schnell auslaugt. Chemikalien, die auf den Plantagen verwendet werden, gelangen in die Böden und das Grundwasser. Dies wirkt sich auf die Umwelt und Gesundheit der Menschen und Tiere vor Ort aus. Dieser Anbau ist zudem sehr wasserintensiv. Fehlende Schattenbäume werden durch Netze ersetzt, die den Zugang von Tieren auf den Flächen zusätzlich erschweren. Die Folge: wenig Artenvielfalt auf den Plantagen. Nach ca. 25 Jahren werden alte Bäume durch junge Bäume ersetzt, um einen kontinuierlich hohen Ertrag zu gewährleisten. Der Kakaoertrag in diesen Anbauformen ist sehr hoch (bis zu 3.000 kg/ha), anders als bei anderen Anbaumethoden, werden durch manuelle Bestäubung die höchsten Ernteerträge erzielt.

Anbau in einfacher Mischkultur unter Schattenpflanzen

In einer Mischkultur pflanzen die Kleinbauern den Kakao mit einer Schattenpflanzenart an. Somit wird der Stress für die Kakaopflanzen reduziert, sodass sie weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge sind. Als Schattenpflanzen werden andere Nutzpflanzen wie z. B. Bananenstauden oder stickstoffbindende Baumarten verwendet, welche den Bauern zusätzliche Erträge oder Nahrungsmittel einbringen. Der Anbau mit Schattenpflanzen kann ohne den Einsatz von Pestiziden erfolgen, somit ist ein biologischer Kakaoanbau möglich. Bei dieser Anbaumethode können nur niedrige bis mittlere Kakaoerträge erreicht werden (etwa 200-1.000kg/ha).

Anbau in Agroforstsystemen – die Hoffnung für den Regenwald?

Beim Kakaoanbau in naturnahen Agroforstsystemen wird Kakao zusammen mit einer Vielzahl verschiedener Schattenbäume, Bananenstauden – und anderer Nutzpflanzen angebaut. Die dadurch geschaffene Strukturvielfalt simuliert einen natürlichen Regenwald und bietet Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten. Durch größere Abstände zwischen den Kakaobäumen ist das Risiko einer Ausbreitung von Krankheiten reduziert. In der Regel erfolgt der Anbau nach ökologischen Kriterien, also ohne Pestizideinsatz und Dünger. Durch die Vegetation ist der Boden besser vor Erosion geschützt. Ausgelaugte Böden können wieder eine erhöhte Bodenfruchtbarkeit erlangen. Die Kakaoerträge je Hektar fallen bei dieser Anbaumethode zwar niedriger aus, dennoch stellt der Anbau unterschiedlicher Nahrungs- und Nutzpflanzen (Gewürze, Medizinalpflanzen etc.) eine nachhaltige Einnahme- und Nahrungsquelle der Bevölkerung dar. Zudem kann Kakao mit der Bio-Zertifizierung zu höheren Preisen verkauft werden.

Tropenwaldschutz durch Kakaoanbau

Folgen Sie uns in den Waldgarten: Das OroVerde-Projekt „WaldGewinn“ fördert in Guatemala den Anbau von Bio-Kakao in naturnahen Agroforstsystemen oder sog. Waldgärten. Grund dafür ist, dass die Kleinbauernfamilien dort häufig traditionellen Brandrodungsfeldbau mit Maisanbau betreiben. Diese Form der Landnutzung führt jedoch schon nach wenigen Jahren zu Ertragsrückgängen und zwingt die Bauern dazu, weiter Regenwald zu roden, um neue Anbauflächen zu erschließen. Ziel des OroVerde-Projektes ist es, durch den Mischanbau vielfältiger Nutzpflanzen mit Kakao und Edelhölzern als Schattenspender sowie verschiedenen Fruchtbäumen, die Ernährungssicherheit der Familien vor Ort zu verbessern und gleichzeitig Einkommensalternativen zu schaffen. Die Kleinbauern sind dadurch nicht mehr gezwungen, weiter Raubbau an den Regenwäldern zu betreiben. Außerdem sind die Flächen so angelegt, dass sie in Struktur und Vielfalt dem umgebenden Regenwald nachempfunden sind. Dadurch entstehen in den Nutzflächen wieder Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten. Gleichzeitig wird die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen, Schädlingsbefall und Pflanzenkrankheiten erhöht.

 

Schadet Kakaoanbau dem Regenwald?

Kakaoanbau in intensiven Formen wie Monokulturen hat negative Folgen für die Umwelt: Zum einen wird die Artenvielfalt auf einer solchen Plantage enorm reduziert. Durch die Abholzung von natürlichem Regenwald für neue Anbauflächen werden wichtige Lebensräume vieler Arten zerstört.

Der intensive Anbau hat auch Folgen für den Boden – durch die sehr einseitige Belastung werden nur bestimmte Nährstoffe genutzt. So laugt der Boden schnell aus. Die zusätzliche Düngung des Bodens ist notwendig oder die Plantage muss nach einiger Zeit aufgegeben werden. Hinzu kommt, dass der ursprüngliche Regenwaldboden von vornherein nur eine dünne Humusschicht hat. Durch die Freihaltung des Bodengrundes von „Unkraut“ und Sträuchern in Großplantagen werden die verbleibenden Nährstoffe wegschwemmt. Wind und Wasser lassen den Boden erodieren, sodass er kontinuierlich gedüngt werden muss, um den Kakaobäumen genügend Nährstoffe zuzuführen.

Außerdem breiten sich in einer Monokultur Schädlinge und Pflanzenkrankheiten sehr viel schneller aus. Mit Pestiziden wird dagegen vorgegangen. Diese unterschieden jedoch meist nicht zwischen Schädlingen und Nützlingen. Auch wichtige Bestäuber (wie z.B. Bienen) sterben an den Folgen des Pestizideinsatzes und verschwinden aus dem Ökosystem. Eine künstliche Bestäubung der Kakaoblüten wird daher unumgänglich.
Aber auch die Qualität des Grund- und Trinkwassers ist von Düngung und Pestizideinsatz beeinträchtigt, denn oftmals fehlt das Wissen über die richtige Anwendung und Dosierung der Mittel. Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und Düngern hat zudem Auswirkungen auf die Gesundheit der Plantagenarbeiter/-innen. Diese sind oft nicht oder nicht richtig vor den Mitteln geschützt (Schutzkleidung, Atemmasken und Handschuhe fehlen). Vergiftungen, Reizungen der Haut und der Atemwege, Allergien sind einige der Folgen, die z.T. langfristig und irreversibel sind.

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Das Erstellen der Verbrauchertipps zum Thema Kakao und Schokolade wird gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen und ENGAGEMENT GLOBAL aus Mitteln des BMZ.

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OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Telefon: 0228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: OroVerde (Titelbild, Kakao auf Hand, Mädchen mit Kakaofrucht, Waldgewinn), Schokoladenmuseum Köln (Schoko-Turm); Brigitte Binder (Kakaofrucht) Anna Ackermann (Kakaoblüte), K. Wothe (Kakaofrucht & Baum), Heifer International (Kakaobohnen) Özi's Comix Studio (Grafiken), OroVerde/E.Mannigel (Regenwaldschutz), BMZ (Siegel), Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW (Siegel)

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