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Mit Biodiesel einen nachwachsenden Kraftstoff für Verbrennungsmotoren herstellen - klingt nach einer verlockenden Idee. Leider ist Biodiesel aus Palmöl keine nachhaltige Lösung – ganz im Gegenteil. Glücklicherweise hat Deutschland die Förderung für Palmöl in Biodiesel im Januar 2023 eingestellt. Doch wie geht es weiter mit Agrokraftstoffen?

Die EU-Kommission führte 2009 die Erneuerbare-Energien-Richtlinie im Verkehrssektor ein, um klimaschädliche CO2-Emissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe zu verringern. So schuf sie einen neuen Absatzmarkt für Palmöl als Energieträger - jedoch ohne die Folgen des massiven Ölpamenanbaus ausreichend zu beachten. Biodiesel sollte eigentlich den CO2-Ausstoß verringern, stattdessen wird durch die Anlage neuer Palmölplantagen der Regenwald zerstört und die gespeicherten Klimagase freigesetzt. Außerdem entsteht eine Flächenkonkurrenz, wenn Nahrungspflanzen verstärkt für die Herstellung von Biokraftstoffen angebaut werden. Die benötigten Anbauflächen werden immer größer und es wird noch mehr Regenwald zerstört - ein Teufelskreis. Glücklicherweise hat auch die EU-Kommission die Probleme erkannt und beschlossen, die Förderung von Palmöl als Krafstoff ab 2023 schrittweise zu reduzieren und 2030 zu stoppen. In Deutschland hat die Förderung für Biodiesel aus Palmöl bereits 2023 koplett abgeschafft. Aber sind diese Schritte ausreichend?

 

5 Fakten über Biodiesel

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1.
Biodiesel wird vor allem aus Pflanzenölen wie Palmöl, Rapsöl und Sojaöl gewonnen.
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2.
Im Jahr 2020 wurden fast 60 Prozent der Palmölimporte der EU für die Herstellung von Biodiesel genutzt.
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3.
Im Vergleich zum erdölbasierten Diesel weist Biodiesel eine CO2-Einsparung auf, der CO2-Ausstoß durch die Flächenumwandlung für die Palmölplantage wird dabei aber nicht berücksichtigt. Doch diese ist der Grund für die negative Klimabilanz.
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4.
Werden Palmölplantagen auf Torfböden angelegt, dauert es fast 700 Jahre, bis wieder eine neutrale Klimabilanz erreicht wird.
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5.
Biodiesel aus Palmöl ist ein Auslaufmodell - in Deutschland ist die Förderung bereits ausgelaufen und in der EU wird sie nun immer weiter gekürzt und 2030 ganz abgeschafft.

Was ist Biodiesel?

Biodiesel gehört zu den Biokraftstoffen. Unter diesem Begriff werden Kraftstoffe unterschiedlichen pflanzlichen Ursprungs zusammengefasst. Biodiesel wird in einem chemischen Prozess durch die Aufspaltung der Ölmoleküle hergestellt und anschließend dem erdölbasierten Kraftstoff beigemischt. Erdölbasierter Diesel erhält eine Beimischung von bis zu sieben Prozent Biodiesel.

Mit einem Anteil von knapp 80 Prozent machen reine Pflanzenöle den Großteil der Rohstoffe für Biodiesel aus. Zu nennen sind hier neben Palmöl auch Rapsöl und Sojaöl. In der EU machten im Jahr 2020 Rapsöl mit 36 % und Palmöl mit 30 % den größten Anteil aus.

Warum wird Palmöl für Biodiesel verwendet?

Palmöl ist das am häufigsten genutzte Öl weltweit, es findet seinen Einsatz unter anderem in industriell gefertigten Lebensmitteln, Kosmetika, Reinigungsprodukten sowie im Tierfutter und in der Pharmazie. Außerdem ist es nicht nur vielfältig einsetzbar, sondern erbringt auch bei weitem den höchsten Ertrag aller Ölpflanzen.

Im Jahr 2020 belief sich der Prozentsatz des Palmölanteils im europäischen Biodiesel auf etwa 30 Prozent. Den größten Anteil hat mit 36 Prozent Rapsöl. Von den Palmölimporten der EU wurden 2020 ganze 58 Prozent für die Biodieselproduktion genutzt. Die Zahlen für Deutschland sehen ein wenig anders aus. Hier wurden im Jahr 2019 etwa 47 Prozent des Palmöls für die Herstellung von Biodiesel verwendet. Der Rest fließt vor allem in die Produktion von Nahrungs- und Futtermitteln. Wir haben ausführliche Informationen zu Palmölprodukten für Sie zusammengefasst.

Wie sieht die Klimabilanz von Biodiesel aus?

Gegenüber erdölbasiertem Diesel hat Biodiesel pro Tonne Diesel eine CO2-Einsparung von etwa  2,3 t CO2. Allerdings nur, wenn man bei der Rechnung den CO2-Ausstoß, der mit der Flächenumwandlung für die Palmöl-Plantage einhergeht, nicht mit einrechnet. Doch gerade dieser ist der ausschlaggebende Faktor für die Klimabilanz von Biodiesel aus Palmöl. Wir haben die unterschiedlichen Flächenumwandlungen und ihre Folgen für die Klimabilanz  für Sie zusammengefasst:

  • Ist eine Palmölplantage auf Grasland oder einer Brachfläche angelegt, stellt sich bereits nach wenigen Jahren eine positive Klimabilanz ein. Die wachsenden Ölpalmen entwickeln mehr Biomasse, als das Grasland zuvor hatte. 
  •  Entsteht die Plantage hingegen auf einer Regenwald-Fläche, die dafür abgeholzt wurde, so dauert es rund 75 Jahre, bis das dort gewonnene Palmöl als Biodiesel einen positiven Klimaeffekt hat. 
  • Bei Brandrodung des Waldes dauert es sogar bis zu 90 Jahre. Erst dann werden die Emissionen aus der Abholzung und dem Verbrennen des Primärwalds durch die Einsparungen bei der Nutzung ausgeglichen. Da die Palmölplantage wesentlich weniger CO2 bindet als der Regenwald und diese auch regelmäßig erneuert wird, trägt das Wachstum der Palmen nur einen kleineren Teil zu dem Ausgleich bei. 
  • Wenn für die Plantagen Regenwälder auf Torfböden gerodet werden, dauert es noch viel länger, bis die Klimabilanz neutral ausfällt. Durch die jahrzehntelange Entwässerung der Torfböden, die große Mengen an CO2 gespeichert haben, entweicht ständig neues CO2 in die Atmosphäre. Bis es unter diesen Umständen zu einer Einsparung von CO2 kommt, würden Berechnungen zufolge rund 690 Jahre vergehen. Denn den 66 Tonnen CO2, die durchschnittlich jährlich aus einem Hektar entwässertem Torfboden entweichen, stehen nur 7,4 Tonnen CO2  gegenüber, die in der Herstellung von Biodiesel im Vergleich zu erdölbasiertem Diesel pro Hektar und Jahr eingespart werden können. 

Angesichts der akuten Notwendigkeit die weltweiten CO2-Emissionen ab sofort drastisch zu reduzieren, ist es daher umso wichtiger, keine Palmölplantagen auf Waldflächen und Torfböden anzulegen.

Hier hören Sie, was OroVerde-Teamleiterin Dr. Mannigel zu Palmöl für Biodiesel sagt.

Biodiesel ohne Palmöl - seit Januar 2023

In einer Entscheidung der EU-Kommission wurde die Beimischung von Palmöl zum Diesel bereits im März 2019 als nicht nachhaltig eingestuft. Zusätzlich wurden in dem Beschluss alte Schlupflöcher weitgehend geschlossen, die eine Nutzung von Palmöl im Tank weiter ermöglicht hätten. Durch die erweiterte Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) wird die Förderung von Palmöl als Kraftstoff in der EU ab 2023 schrittweise reduziert und bis 2030 beendet. Deutschland geht noch einen Schritt weiter. Seit Januar 2023 gibt es hier für die Biodieselherstellung aus Palmöl keine Förderung mehr.

Wir von OroVerde begrüßen diesen Schritt in Richtung Regenwald- und Klimaschutz. Jedoch fordern wir, auch die Nachhaltigkeit anderer Agrokraftstoffe unter die Lupe zu nehmen. Denn auch Sojaöl ist ein wesentlicher Verursacher weltweiter Entwaldung und sollte aus dem Biodiesel verbannt werden. Durch die Nutzung von Nahrungs- und Futtermittelpflanzen für die Herstellung von Biokraftstoffen entsteht immer eine Flächenkonkurrenz. Indirekt werden Waldrodungen verursacht und mit ihnen ein verstärkter CO2-Ausstoß. Daher ist es ausgesprochen hilfreich, wenn jeder auch heute schon seinen Kraftstoffverbrauch reduziert.

Wie kann ich Palmöl sparen?

Bis Ende 2022 wurde in Deutschland das meiste Palmöl als Bestandteil von Biodiesel im Straßenverkehr verbraucht. Das hat nun glücklicherweise ein Ende und Palmöl landet bei uns nicht mehr im Tank. Durch den Verzicht auf Autofahrten sparen Sie zwar nun kein Palmöl mehr, tun der Umwelt aber so oder so einen Gefallen, wenn Sie Ihrem Auto eine Pause gönnen. Geben Sie wenn es möglich ist Bus und Bahn den Vorzug oder steigen Sie öfter mal auf Ihr Fahrrad um. Auch Mitfahrbörsen im Internet sind eine kostengünstige Alternative für längere Fahrten. Wie Sie als Konsument*in außerdem dabei helfen können, Palmöl einzusparen erfahren Sie in unseren Alltagstipps rund um das Thema Palmöl. 

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Noch Fragen zu Palmöl?

Dr. Elke Mannigel
Bereichsleiterin
Internationale Projekte
Telefon: 0228 24290-12
emannigel[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: S.Lauffer (Titelbild), A. Hömberg (Fruchtbündel Ölpalme), OroVerde nach Dienelsen et al. (Grafische Darstellung der CO2-Kompensation), Bundesverband Freier Tankstellen (Zapfhähne Tankstelle), K. Wothe (Orang-Utan Spendenbutton), OroVerde (E. Mannigel)

Hier finden Sie die Quellen dieser Seite.