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Viele unserer Elektrogeräte enthalten Rohstoffe, die aus den tropischen Regenwäldern stammen. Gerade Handys landen, wenn wir sie nicht mehr brauchen gerne in unseren Schubladen oder noch schlimmer im Hausmüll. Doch viele der enthaltenen Rohstoffe können wiederverwendet werden. Deshalb ist das Recycling und die richtige Entsorungung von Elektronikgeräten besonders wichtig.

Jährlich fallen weltweit 40 Millionen Tonnen Elektroschrott an. In der EU sind es heute etwa 9 Millionen Tonnen, 2020 werden es voraussichtlich 12 Millionen Tonnen sein. Davon wird allerdings nur 15-20% des jährlich anfallenden Elektroschrotts recycelt. Deutschland verschiffte 2008 rund 155.000 Tonnen Elektroschrott in Länder außerhalb der EU. Diese waren zwar als Gebrauchtgeräte deklariert, sind aber oftmals nicht mehr funktionsfähig. 1,9 Millionen Tonnen Elektroschrott aus der gesamten EU gelangten 2005 vor allem nach China, Indien und Westafrika.

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Bodenschätze bewahren — mit diesen 5 Tipps

3 Fakten zum Verbrauch von Elektronik

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1.

Seit dem 1. Januar 2022 gilt in Deutschland ein verbessertes Elektrogesetz: Der Einzelhandel (inkl. Discounter) und Online-Anbieter sind verpflichtet (ab einer Ladenfläche von 800 m²) Elektronik-Altgeräte von Kunden unentgeltlich zurückzunehmen und sachgemäß dem Recycling zuzuführen, wenn sie selbst Elektronikgeräte anbieten. Schon der Verkauf von LED-Lampen z.B. sorgt dafür, dass das Geschäft euer Smartphone zum Recycling annehmen muss.

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2.

Deutschland verfügt zwar über eigenen heimischen Bergbau, ist aber bei Erzen und Metallen zu 100 % auf Importe angewiesen.

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3.

In Deutschland haben wir derzeit eine Pro-Kopf-Materialnutzung von 16 Tonnen – damit liegen wir weltweit drei- bis vierfachen höher als Schwellenländer wie Indien oder China.

Warum ist Recycling so wichtig?

Es gibt 5 gute Gründe für ein fachgerechtes Recycling

  • Minderung ökologischer Missstände – je mehr recycelte Rohstoffe (Sekundärrohstoffe) für neue Elektrogeräte verwendet werden können, desto weniger Bedarf an Primärrohstoffen besteht. Dadurch sinken die Umweltbelastungen auf die Abbauregionen im Regenwald.
  • Beitrag zum Klimaschutz – weniger Abbau von Bodenschätzen in der Natur bedeutet gleichsam eine Verringerung von CO2-Emissionen. Denn in Altgeräten stecken höher konzentriert Edelmetalle, als im natürlichen Gestein. Die Rückgewinnung (Recycling) verursacht nämlich ein Fünftel weniger CO2-Ausstoß.
  • Nur geringe Verluste bei der Rückgewinnung – durch fachgerechtes Recycling lässt sich ein Großteil der Rohstoffe wiederverwerten, sodass eine Neugewinnung aus der Natur nicht nötig ist.
  • Verringerung von Rohstoffknappheit durch Verwendung von bereits vorhandenen recycelten Bodenschätzen (Sekundärrohstoffen).
  • Minderung sozialer Folgen durch weniger Abbau in sozial kritischen Ländern (wie der DR Kongo) und so eine Entschärfung von Konflikten um rohstoffreiche Gebiete der Erde.

Was passiert mit einem Handy beim Recycling?

Neben dem bekannten Recycling von Haushaltsmüll oder Papier richtet sich das Recycling von Bodenschätzen auf Konsumgüter wie Elektrogeräte. Dabei werden die Geräte gesammelt, Materialien getrennt und sortiert, aufbereitet und einer erneuten Verwendung zugeführt. Dabei durchläuft das Handy folgende Schritte:

  1. Schadstoffhaltige Bauteile wie Akku und Display werden vom Handy getrennt und entsorgt.
  2. In einem Schredder werden die Handys zu einem groben Granulat zermahlen.
  3. Magnetscheider trennen eisenhaltige Metalle vom restlichen Material.
  4. Mit Elektrostatik, Luftströmen und Schwerkraft werden Kunststoffe und Aluminium voneinander getrennt.
  5. Die Metalle werden eingeschmolzen und in mehreren Stufen raffiniert. Dabei entstehen Reste (wie Eisensilikatsand oder Zinn-Blei-Legierungen) und fast reines Rohkupfer, in dem noch Spuren von Edelmetallen enthalten sind.
  6. Per Elektrolyse werden die Edelmetalle gereinigt. Im Schwefelsäurebad scheidet sich das reine Kupfer ab. Am Boden setzt sich dabei ein Rückstand ab. Er enthält dann wertvolle Metalle wie Gold, Silber, Platin, Palladium und Rhodium.

Wie viele Bodenschätze stecken in meinem Handy?

In unseren Handys stecken rund 60 Rohstoffe – viele von Ihnen aus den tropischen Regenwäldern. Weil diese Rohstoffe nicht unendlich sind, ist Recycling so wichtig. Dazu ein paar Beispiele: Eine Tonne Mobiltelefone enthalten etwa 150-400 g Gold. Eine Tonne Golderz hingegen gerade einmal 0,2 g reines Gold. Andersherum entspricht der Goldanteil eines Handys dem von 16 kg Golderz. Nach Schätzungen der UN entsteht weltweit jährlich 20-50 Millionen Tonnen sogenannter E-Müll – also weggeworfene Elektroartikel. Das bietet eine lukrativere Einnahmequelle, als im Erdreich nach Golderz zu graben.

Auch bei Kupfer gilt, dass in menschengemachten Produkten und Abfällen mittlerweile sehr viel mehr Kupfer zur Verfügung steht, als in abbaubaren Kupfervorkommen im Boden. Weltweit liegen 225 Millionen Tonnen Kupfer auf Mülldeponien. Auch hier enthält eine Tonne Handyschrott 50-150 kg Kupfer, wohingegen eine Tonne Kupfererz nur 3,7 kg Kupfer birgt.

Was sind die Probleme bei Recycling?

Geringe Rücklaufquoten

Das größte Problem beim Recycling von Bodenschätzen sind die geringen Rücklaufquoten von recycelbarem Material – also zum Beispiel Elektrogeräten. In Europa werden nur ein Drittel der jährlich anfallenden ca. 9 Millionen Tonnen Elektroschrott ordnungsgemäß recycelt und gesammelt. In Deutschland wurden zum Beispiel 2008 rund 1,8 Millionen Tonnen an Elektrogeräten verkauft, aber nur 700.000 Tonnen Altgeräte eingesammelt. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 40%. Der Grund für diesen geringen Rücklauf: Zum einen werden schlicht zu wenig Elektrogeräte für den Recyclingprozess gesammelt - 2012 lagen schätzungsweise 83 Millionen Handys ungenutzt in deutschen Schubladen - oder wurden im Hausmüll entsorgt. Zum anderen liegt es an der unzureichenden Menge an Sammelgut, welches vor der Endverarbeitung zum Recycling abgezweigt werden kann. Das hat wiederrum damit zu tun, dass viele Elektro-Altgeräte ins Ausland verschifft werden.

Giftige Dämpfe

In Ghana, Nigeria, China oder Indien verdienen Menschen mit alten oder defekten Geräten Geld, indem sie mit einfachen und gefährlichen Recyclingmethoden die Geräte auseinandernehmen, um an die darin enthaltenen Rohstoffe zu gelangen. Neben den begehrten Rohstoffen sind allerdings in den Geräten auch Schwermetalle wie Blei, Kadmium, Quecksilber und giftige Substanzen wie PVC und bromierte Flammschutzmittel verarbeitet. Auf offenen Feuern wird in Hinterhöfen z. B. aus PVC-haltigen Kabeln Kupfer gewonnen - dabei entsteht giftiges Dioxin. Allein in Westafrika verursacht das Verbrennen von Plastik 20 % der Dioxin-Emissionen von ganz Europa. Bleihaltige Batterien werden in primitiven Öfen eingeschmolzen, Computerplatinen werden in Plastikwannen mit gefährlicher Säure gelegt, um einen Teil der Edelmetalle wie Gold oder Platin von den Platinen zu lösen - dabei entstehen giftige Dämpfe und Rauchgase.

Recyclingpotenzial

Ein weiteres Problem: In modernen Recyclinganlagen lassen sich bis zu 95 % der Edelmetalle zurückgewinnen also recyceln – das ist sehr positiv gilt aber lange nicht für alle Bodenschätze gleichermaßen. Palladium geht bei „primitiven“ Methoden bis zu 100 % verloren. Und auch bei seltene Erden wie Coltan kann die Rückgewinnung derzeit noch nicht großtechnisch realisiert werden – es ist einfach zu kostenintensiv. Das Recyclingpotenzial von Metallen hingegen liegt bei 70-80 %, bei Kupfer sogar bei fast 100 %. So spezialisieren sich die Recyclingunternehmen momentan auf bestimmte Metalle – meist auf die mengenmäßig häufigsten wie Stahl und Kupfer. Eine technische Umrüstung, um auch Edelmetalle zu berücksichtigen, ist kostspielig und wenig gewinnbringend. Hier müsste die Politik Anreize schaffen oder andere Maßnahmen erlassen.

 

Was tut Deutschland für eine bessere Recyclingquote?

In Deutschland sind bereits einige rechtliche Schritte zum fachgerechten Recycling getroffen worden. Seit 2015 ist das Elektro- und Elektronikgerätegesetz in Kraft getreten, welches die Entsorgung von Elektronikaltgeräten über den Restmüll oder die Gelbe Tonne verbietet und regelt, dass alte Elektrogeräte kostenlos im Einzelhandel oder beim Online-Händler abgegeben werden können. Anfang 2022 wurde das Gesetz verschärft, so dass jetzt jeder Händler ab einer Ladenfläche von 800 m2, der Elektronikartikel anbietet, auch Altgeräte annehmen muss, um diese dann dem Recyclingprozess zuzuführen.

Was unternehmen die Entwicklungsländer gegen die Recycling-Problematik?

In Entwicklungs- und Schwellenländern wie China, Indien und Afrika landen viele unserer Elektro-Altgeräte. Das liegt daran, dass es häufig günstiger ist, die Altgeräte zu exportieren, als sie hier fachgerecht zu recyceln. Ein Beispiel: Derzeit kostet das fachgerechte Recyceln eines Röhrenbildschirms etwa vier Euro. Wird er exportiert, kann man noch ca. drei Euro Gewinn machen.

Die Entwicklungs- und Schwellenländer müssen also Strukturen schaffen, um die fachgerechte Elektrogeräteentsorgung umzubauen, sodass diejenigen, die in Hinterhöfen Kabel verbrennen und Platinen in Säure einlegen, in der Recyclingindustrie angestellt werden. Ein Beispiel hierfür könnten internationale Recycling-Kooperationen darstellen. Die Grundidee hiervon ist, dass Elektroschrott in den Entwicklungs- und Schwellenländern soweit zerlegt und in Materialfraktionen vorsortiert wird, soweit dies in gesundheits- und umweltverträglicher Weise machbar ist. Die verbleibenden Stoffe werden dann in Industrieländern mithilfe der nötigen Technologien weiter recycelt. In China und Indien bestehen sogenannte Public-Privat-Partnerships bereits und sind in Deutschland in der Entwicklungsphase.

Zusätzlich können Regierungen Zölle auf importierte Elektronikprodukte erheben (neu und alt) und diese Einnahmen als Subventionen an die Elektroschrott-Recycler geben oder in den Aufbau von sicheren Deponien investieren. Außerdem könnten Staaten von den Herstellern und den Importeuren verlangen, auf ihre Kosten ein umweltverträgliches Recycling-System aufzubauen, wie es in Südafrika und Nigeria schon in den Anfängen erfolgt.

Was kann ich tun?

Eine einfache Lösung zu dem Recyclingproblem und dem Elektroschrott gibt es nicht. Hier können nur mehrere Lösungsansätze gleichzeitig verfolgt werden: 

  • Nötig sind eine bessere Umsetzung des Elektroschrottverbots und eine systematische Erfassung der Sammelplätze. Hierzu müssen die Exporte und die Außengrenzen (Häfen von Hamburg, Rotterdam, Amsterdam) stärker kontrolliert werden. Zusätzlich sollte eine Beweisumkehr eingeführt werden, damit die Exportunternehmen nachweisen müssen, dass Gebrauchtgeräte tatsächlich noch funktionieren.
  • Transparente Entsorgungsstrukturen sollten eingeführt werden. Ein Vergleich von Volumen und Gewicht an den einzelnen Stellen in der Recyclingkette könnte helfen, Abzweigungen von Exporteuren zu vermeiden.
  • Alternative Sammelsysteme müssen eingeführt werden. So könnte zum Beispiel bei jedem Kauf eines neuen Handys und Abgabe seines alten Gerätes ein finanzieller Bonus entstehen. Denn wenn Mobiltelefone nicht mit PCs und Fernsehern zusammen recycelt werden, ist eine Rückgewinnung von Rohstoffen am effizientesten.
  • Hersteller müssen Verantwortung übernehmen und Grundsätze zum Export von Elektroaltgeräten erarbeiten und umsetzen. Gleichzeitig müssen sie sich für den Einsatz von effizienteren Rückgabesystemen einsetzen.
  • Zu Guter Letzt müssen aber auch die Verbraucher*innen über die Problematik in Kenntnis gesetzt werden, indem sie über das Thema und über ihre eigene Rolle im Zusammenhang mit Elektroschrott umfassend informiert werden. Zudem sollten sie zu einem sachgerechten Recycling motiviert werden. Ein Ansatz hierfür könnte ein Handypfand sein.

Grundsätzlich gilt: Geräte so lange wie möglich nutzen, Reparieren statt ersetzen und Geräte zur Wiederverwertung fachgerecht entsorgen!

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Telefon: 0228 24290-0
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Fotonachweis: Pexels - Emmet (Titelbild), K. Wothe (Bonobo), OroVerde/S.Wylegalla (Karikatur Recycling), Dr. Manfred Niekisch (Goldmine), BMZ (Siegel), Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW (Siegel)

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