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Erdöl ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken - es steckt in vielen unserer Produkte: von Kunststoffen über Plastik bis hin zu Kraftstoffen oder Heizöl. Einige Erdölfelder liegen im  Regenwald, der gleichzeitig Heimat exotischer Tierarten und indigener Stämme ist. Um an das schwarze Gold zu gelangen, müssen der artenreiche Wald und seine Bewohner Baggern, Transportern und Pipelines weichen.

Was ist Erdöl und wo kommt es her?

Das Erdöl, welches wir heute in Massen fördern, ist schon vor etwa 350 bis 500 Millionen Jahren durch einen natürlichen Vorgang entstanden: Überreste von Pflanzen und Tieren wurden nicht vollständig abgebaut und luftdicht unter einer Schlammschicht eingeschlossen. Unter bestimmten Bedingungen (je nach Druck und Temperatur) entsteht aus diesen Überresten nach langen Jahren Erdöl. Die in der Biomasse gespeicherte Energie ist somit in der Form dieses fossilen Brennstoffs unter der Erde gespeichert.

Selten lagert Erdöl an der Oberfläche - oft muss dafür tausende Meter tief gebohrt werden. Erdöl kommt auf allen Kontinenten beinahe überall auf der Welt vor. Einige dieser Ölvorkommen befinden sich im artenreichen Amazonasgebiet in Mittelamerika. Um an den wertvollen Bodenschatz zu gelangen, werden für die Bohrungen häufig Flächen im Regenwald gerodet oder stark verwüstet.

Wofür brauchen wir Erdöl?

2017 wurden in Deutschland 389 Millionen Liter Erdöl am Tag verbraucht - das sind 400 Schwimmbäder täglich. Weltweit wird 65 Prozent des geförderten Erdöls im Verkehr verbraucht, davon entfallen allein 49 Prozent auf den Straßenverkehr. Flug-und Schiffsverkehr sind mit 8 Prozent bzw. 7 Prozent ebenfalls wichtige Verbraucher. Die Luftfahrt hat einen recht geringen Anteil am globalen Erdölverbrauch, jedoch verbraucht jede Fernreise enorme Mengen Erdöl in Form von Kerosin. So schlägt eine Flugreise von Frankfurt nach Bali und zurück pro Passagier mit über 1.000 Litern zu Buche - das entspricht 2,7 Tonnen CO2.

Zur Herstellung von Plastik und anderen erdölbasierten Produkten werden 17 Prozent des geförderten Erdöls verwendet. Die restliche Menge wird von sonstiger Industrie verwendet (8 Prozent) und für Wohngebäude genutzt (5 Prozent), vor allem zum Heizen.

Plastik vermeiden und Erdöl sparen!

Natürlich haben Plastik und Erdöl eine Verbindung! Denn alle Kunststoffe und Produkte aus Plastik basieren auf Erdöl. Indem wir also darauf achten, dass wir weniger Plastik im Alltag nutzen, sparen wir auch Erdöl!

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1.

Vermeide Einweggeschirr wie Plastikteller, Besteck und Becher. Schon bald werden diese Artikel laut eines neuen EU-Gesetztes aus dem Handel verschwinden. 

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2.

Mehrweg statt Einweg: Vermeide Einmalprodukte wie Plastikflaschen, To-Go-Becher für den Cappuccino unterwegs und Plastiktüten. Setze stattdessen auf wiederverwendbare Trinkflaschen, Thermobecher und Tragetaschen!

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3.

Achte bei Kosmetik auf Mikroplastik. In Zahnpasta und Peelings wird Plastik leider oft als Granulat genutzt; lies dir deshalb die Zutaten genau durch! 

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4.

Versuche, beim Kauf neuer Kleider auf Naturmaterialien wie Baumwolle zu setzen. Viele Kleidungsstücke werden aus Polyester oder Acryl hergestellt, beim Waschen lösen sich winzige Plastikpartikel heraus und gelangen ins Grundwasser.  

Wieso wird für Erdöl Regenwald gerodet?

Mit einem Anteil von mehr als einem Drittel am Primärenergieverbrauch ist Erdöl der wichtigste Energieträger weltweit. Die Vorkommen fossiler Ressourcen unter den tropischen Wäldern ist schlechter erforscht, als in den meisten anderen Erdregionen wie z.B. der USA oder Russland. Sind sie aber einmal gefunden, werden sie in erster Linie aus wirtschaftlichen und finanziellen Gründen erschlossen. Oft geraten die Natur und ihre Bewohner dabei ins Hintertreffen.
Häufig wird auch das „ökologische“ Argument angebracht, dass durch Schaffung dieser alternativen Einnahmequelle der Wald geschont werden kann. Dieses Argument blendet jedoch die Verteilung der Profite, die mit Erdölförderung gemacht werden, aus. Gerade durch die hochtechnische Ölförderung entstehen nur wenige Arbeitsplätze für die lokale Bevölkerung.

Darüber hinaus sorgt der sogenannte Ressourcenfluch dafür, dass Ressourcenreichtum die wirtschaftliche Entwicklung eher hemmt als fördert. Die Mechanismen hinter diesem Phänomen sind vielfältig: Rohstoffexporte verursachen beispielsweise eine Aufwertung des Wechselkurses, was andere Exportprodukte verteuert. Die enormen Gewinne, die sich mit dem Verkauf von Rohstoffen erzielen lassen sorgen auch dafür, dass Staatsstreiche in rohstoffreichen Ländern besonders lukrativ sind. Dies hat verheerende Folgen für die wirtschaftliche Stabilität der betroffenen Länder. Der Tropenwald über den fossilen Ressourcen wird bei der Erschließung, je nach deren Art, in unterschiedlichem Maßstab gerodet. Entgeht der Wald dem Kahlschlag, werden jedoch zumindest breite Schneisen für die Infrastruktur – Anlagen, Straßen und Pipelines – geschlagen. Die Zerteilung der Waldflächen ist für solche Tierarten, die große Reviere zum Fortbestand brauchen, äußerst bedrohlich.

Zudem wird der Wald durch die Straßen nicht nur für die Förderkonzerne besser zugänglich. Da das Eindringen in den Wald mit schwerem Gerät und der Abtransport des geschlagenen Holzes leichter werden, beschleunigt sich die Rodung des Waldes oft erheblich. Außerdem erfolgt die Abholzung nicht mehr vom Rand her, sondern in hohem Maße von innen heraus, wodurch die Waldflächen weiter fragmentiert werden und zusammenhängende Waldgebiete schrumpfen. Die Rodung des Waldes eröffnet große Flächen für das Anlegen von verschiedenen Plantagen, deren Betrieb durch die bessere Infrastruktur erheblich erleichtert wird.

Die weiterhin steigende Nachfrage nach Erdöl und die zunehmend erschöpften Vorkommen werden die Tropenwälder weiter bedrohen!

Welchen Schaden richtet die Erdölförderung an?

Für die direkte Umwelt der Förderanlagen und Pipelines gibt es aber noch ganz andere ökologische Gefahren. Bei der Ölförderung kommt es wegen des oft schlechten technischen Zustands der Anlagen bzw. mangelndem Umweltbewusstsein der Betreiber regelmäßig zur Verseuchung von Luft, Wasser und Boden in der Umgebung. In der Nähe der Anlagen liegen oft die schmutzigen Hinterlassenschaften der Ölindustrie - stinkende, schwarze Seen, aus Chemikalien- und Ölrückständen, die statt fachgerecht verwertet oder entsorgt, einfach abgebrannt werden, wenn sie voll sind. Hinzu kommen leckende und brechende Pipelines, die direkt und indirekt zu schweren, irreparablen ökologischen Schäden führen. Die Rückstände zerstören die Fauna und bedrohen die Gesundheit von Mensch und Tier - Wild und Fischarten sterben durch die verseuchten Böden und Gewässer.

Geht uns das Erdöl aus?

Erdöl ist ein endlicher Rohstoff, der natürlich vorkommt. Neue Fördertechnologien, die z.B. die Erschließung von großen kanadischen Teersandvorkommen ermöglichen, sorgen allerdings dafür, dass uns das Öl auch in den kommenden Jahrzehnten nicht ausgehen wird. Angesichts des Klimawandels sind nicht die begrenzten Vorkommen das Problem, sondern der weiterhin steigende Verbrauch und die Förderung. Wissenschaftliche Simulationen zeigen, dass ca. ein Drittel der vorhandenen Erdölvorkommen im Boden bleiben müssen, um den Klimawandel auf zwei Grad zu beschränken. Die entstehenden Lücken in der Energie-und Kraftstoffversorgung müssen wir mit weniger Konsum, Effizienzsteigerungen, erneuerbaren Energien und alternativen Verkehrskonzepten schließen.

Welche Alternativen gibt es zu Erdöl?

Im Verkehrssektor ist es bisher nicht gelungen, eine kostengünstige und nachhaltige Antriebsart zu entwickeln die die gleiche Reichweite wie Benzin und Diesel aufweist. Die aussichtsreichste Technologie scheint im Moment das Elektroauto zu sein. Das Elektroauto mit der höchsten Reichweite fährt zwar beachtliche 451 Kilometer mit einer Akkuladung, allerdings handelt es sich um ein sehr teures Modell. Aber auch aktuelle Modelle der Mittelklasse schaffen über 200 bzw. 300 Kilometer, was für den Großteil der Fahrten mehr als ausreicht. Auch die Preise für Elektroautos sind in den letzten Jahren gefallen und neue Anbieter drängen auf den Markt.

Wie umweltfreundlich sind Elektroautos wirklich?

Die Herstellung von Elektroautos und insbesondere der Batterien verursacht sehr hohe CO2 Emissionen. So kommt ein E-Golf beispielsweise schon auf 9 Tonnen CO2, bevor er den ersten Meter gefahren ist (beim konventionellen Golf sind es 4 Tonnen). Um dieses Handicap im Laufe des Autolebens zu kompensieren, ist es entscheidend, dass Elektroautos mit echtem Ökostrom betrieben werden. Denn wenn der konventionelle Strommix verwendet wird, ergeben sich keine großen Unterschiede zum CO2 Gesamtausstoß konventioneller Autos. Fahrräder - auch Elektrofahrräder – und der öffentliche Nah- und Fernverkehr bleiben somit die umweltfreundlichsten Transportmittel. Öffentliche Verkehrsmittel haben zudem ein hohes Potential dafür elektrisch betrieben zu werden. Denn sie können, anders als Autos dank Oberleitungen auf die problematischen Batterien verzichten. Busse können alternativ an jeder Haltestelle geladen werden und so die Größe der benötigten Batterien stark begrenzen. Wer ein eigenes Auto braucht, kann jedoch durch die Kombination Elektroauto und Ökostrom der Umwelt etwas Gutes tun.

Zum Thema Heizen: Ölheizungen lassen sich durch umweltfreundlichere Alternativen, wie Solarthermie, Fernwärme, Kraft-Wärme-Kopplung, oder übergangsweise auch durch Gasheizungen ersetzen.

Alternativen für die Zukunft

Zwar steckt Erdöl auch in Medikamenten wie Aspirin, aber wir nutzen es, neben der Verwendung als Energieträger, als Rohmaterial zur Herstellung von Plastik. Rund ein Drittel des in Deutschland verbrauchten Kunststoffs wird in Verpackungen verwendet. Materialien wie Recyclingpapier oder Bioplastik aus Maisstärke könnten Kunststoffe als Verpackungsmaterial in den meisten Fällen gut ersetzen. Bioplastik wird auch bereits zur Herstellung von Einwegprodukten wie Plastikbechern verwendet. Vor diesem Hintergrund hat die EU solche Produkte ab 2021 verboten.

Werde jetzt aktiv und reduziere deinen Erdölverbrauch!

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1.

Vermeide Flug- und Schiffsreisen – sie produzieren enorme Mengen CO2 und benötigen Unmengen an Erdöl als Treibstoff.

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2.

Verzichte öfter mal auf das Auto und nimm stattdessen das Fahrrad oder gehe zu Fuß – auch ÖPNV hilft, um umweltfreundlich von A nach B zu kommen.

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3.

Überlege, ob du wirklich noch ein eigenes Auto brauchst. Mittlerweile gibt es flexible Carsharing Modelle, die dir auch die hohen Anschaffungs-und Unterhaltskosten eines Autos sparen können!

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4.

Falls du nicht auf ein eigenes Auto verzichten kannst: Achte beim nächsten Autokauf auf einen geringen Spritverbrauch oder einen Elektroantrieb – das schont Geldbeutel und Umwelt.

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5.

Effizient heizen - zum Beispiel durch programmierbare Thermostate - kann einen großen Unterschied machen. 

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6.

Versuche, Plastik zu sparen und deinen Einkauf möglichst Verpackungs- und Plastiktütenfrei zu gestalten.u

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7.

Trenne deinen Müll: Auch Plastik wird recycelt und kann wiederverwendet werden. 

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Die Erstellung der Online-Verbrauchertipps zum Thema Erdöl wird gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW und ENGAGEMENT GLOBAL aus Mitteln des BMZ.

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OroVerde - Die Tropenwaldstiftung
Telefon: 0228 24290-0
info[at]oroverde[dot]de

Fotonachweis: Bund freier Tankstellen (Titelbild), Katharina Mouratidi (Erdöl in Gewässern der Fördergebiete, Erdölförderung), OroVerde/M.Baumann (Erdölförderung in Equador), pixabay/Hans Braxmeier (Plastikflaschen), BMZ (Siegel), Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW (Siegel)

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